„Ich hoffe, dass weiße Menschen verstehen – und hoffentlich gemeinsam mit uns für eine anti-rassistische Zukunft kämpfen.“ (Dominik Lucha)

Was ihr nicht seht – in diesen Wörtern steckt eine Menge Bedeutung. Manch eine*r hört einen Vorwurf, andere vielleicht eine Rechtfertigung: Was nicht zu sehen ist, kann schließlich auch nicht bekämpft werden. Kopf in den Sand – ihr seht mich nicht, ich sehe euch nicht.

Letztlich ist es erst einmal nur eine Aussage. Eine Tatsache: Weiße Menschen sehen nicht das, was Schwarze Menschen alltäglich an rassistischen Erfahrungen im Alltag, in der Schule, oder auch im Beruf sammeln müssen.

Wir befinden uns im Juni 2020, als Dominik Lucha nach der Ermordung von George Floyd und den BlackLivesMatter-Protesten das Projekt @wasihrnichtseht auf Instagram startet. Schwarze Menschen können auf dem Insta-Kanal – welcher inzwischen über 100 Tsd. Follower hat – ihre Rassismus-Erfahrungen in Deutschland anonym teilen. Weiße Menschen können lernen, antirassistisch zu werden – sie können lernen, zu „sehen“.

Die veröffentlichten Zitate zeigen unübersehbar, dass es sich hierbei nicht um Einzelschicksale handelt und bezeugen den Rassismus in Deutschland. Um den Menschen die gesammelten Erlebnisse auch offline, und an möglichst vielen verschiedenen Orten Deutschlands den Menschen zugänglich zu machen, ist zusätzlich zu Instagram eine Ausstellung entstanden. Diese haben das Teilprojekt Souverän, das Teilprojekt Mit Recht gegen Diskriminierung und die Landeskoordination des Netzwerks IQ in Schleswig-Holstein nach Kiel geholt, um ein Zeichen für die Bekämpfung aller Formen von Diskriminierung von Menschen mit Flucht und Migrationsgeschichte auf dem Arbeitsmarkt zu setzen.

Zur Eröffnung der Ausstellung fand eine Auftaktveranstaltung am Montag, den 02.05.2022 in der Stadtbücherei statt.

Neben einem Grußwort der Landeskoordinatorin des IQ Netzwerkes Schleswig-Holsteins, Frau Farzaneh Vagdy-Voß, haben sich Frau Samiah El Samadoni (Bürgerbeauftrage für soziale Angelegenheiten und Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Landes Schleswig-Holstein) und Frau Tina Monkonjay Garway (IQ Fachstelle Interkulturelle Kompetenzentwicklung und Antidiskriminierung) mit einem Redebeitrag beteiligt. Die zum Teil sehr persönlichen, rassistischen Erfahrungen, die mit dem Publikum geteilt wurden, verstärkten zusammen mit den faktenbasierten diskriminierenden Berichten aus der Arbeitswelt den Eindruck der Ausstellung: Rassismus ist ein ganzheitliches Problem in jeder Lebenssituation, und es handelt sich bei Weitem nicht nur um einzelne, individuelle Erlebnisse.

Im Anschluss gab es für die insgesamt 22 Teilnehmenden bei Snacks und Getränken im STATT-CAFÉ die Möglichkeit, sich über die Ausstellung und die Zitate auszutauschen und gemeinsam zu diskutieren. Einige der Ziele von Dominik Lucha – zu sehen, inspiriert zu werden, ins Nachdenken zu kommen – wurden an diesem Abend mit Sicherheit erreicht.

Insgesamt war die Ausstellung vom 02.05. – 14.05.2022 kostenfrei in den Räumlichkeiten der Stadtbücherei zu sehen. Zusätzlich zu den Besucher*innen, welche zufällig über die Ausstellung stolperten, kamen auch viele gezielt zur Ausstellung. Dazu gehörten unter anderem einige Schüler*innen einer Schulklasse, welche angeregt diskutierten – zum Beispiel, warum die Frage „Woher kommst du wirklich?“ rassistisch ist. Auch hier wurden eigene Erfahrungen geteilt, welche zum Nachdenken anregten.

Neben den direkten, positiven Rückmeldungen, welche die Mitarbeitenden vor Ort von Besucher*innen erhielten, gab es auch die Möglichkeit, anonym Feedback zu hinterlassen, wie zum Beispiel:

Sehr gute Idee!!! #BlackLivesMatter #NoToRacism

 Dem ist nichts hinzuzufügen.